Mit Indiana Jones and the Great Circle wagt sich eine der ikonischsten Figuren der Filmgeschichte endlich wieder ins Reich der Videospiele – und das in moderner, cineastischer Form. Entwickelt von MachineGames in Zusammenarbeit mit Lucasfilm Games, erscheint das Action-Adventure nun auch auf der PlayStation 5, nachdem es ursprünglich als Xbox-Exklusivtitel angekündigt wurde. Das Spiel versteht sich als eigenständiges Abenteuer innerhalb des Indy-Universums, spielt zwischen den Filmen „Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Der letzte Kreuzzug“, und liefert eine Mischung aus Rätsel, Action, Exploration und filmreifer Inszenierung. Spieler übernehmen die Kontrolle über den jungen Dr. Henry „Indiana“ Jones – gesprochen von einem Harrison-Ford-Soundalike – und begeben sich auf eine weltumspannende Reise, die dem mysteriösen „Großen Kreis“ folgt, einer archäologischen Spur, die tiefer führt, als sie zunächst scheint.
Inhalt
Spielerisch bietet Indiana Jones and the Great Circle eine gelungene Mischung aus klassischen Adventure-Elementen, modernen Action-Mechaniken und Story-getriebenem Gameplay. Man reist an unterschiedlichste Orte rund um den Globus – von den Dschungeln Südamerikas über die schneebedeckten Höhen Tibets bis zu geheimen Nazi-Festungen in Europa – und erlebt dabei abwechslungsreiche Kapitel, die sich wie Szenen aus einem gut getakteten Film aneinanderreihen. Jeder Abschnitt bringt neue Gameplay-Schwerpunkte: Mal steht das Lösen antiker Rätsel im Vordergrund, mal das Schleichen durch Feindeslager, dann wieder temporeiche Kletterpassagen oder cineastisch inszenierte Kämpfe. Besonders hervorzuheben ist die Vielfalt der Erkundungselemente. Spieler durchsuchen Gräber, Bibliotheken, Höhlensysteme und Tempel – stets mit einem Tagebuch und Werkzeugen wie Peitsche, Taschenlampe und Spitzhacke ausgestattet. Entscheidungen innerhalb der Dialoge beeinflussen kleinere Storyverläufe, was dem Spiel eine subtile Dynamik verleiht. Zudem wartet jeder Ort mit eigenen Geheimnissen, Sammelobjekten und optionalen Pfaden auf – wer sich Zeit nimmt, wird belohnt.
Gameplay
Das Gameplay von Indiana Jones and the Great Circle ist durchdacht und facettenreich. Es kombiniert klassische Third-Person-Action mit First-Person-Elementen in Innenräumen und bei Nahkämpfen – ein interessanter Designkniff, der die Immersion deutlich erhöht. Kämpfe sind nicht übermäßig komplex, aber spürbar gewichtet. Jeder Schlag, jede Parierstange, jeder geworfene Gegenstand hat Gewicht und Konsequenz. Die Entwickler setzen dabei weniger auf eine Ausrüstungs- oder Skillsystem-Tiefe, sondern mehr auf Inszenierung, Timing und Kontext – was hervorragend zur Abenteuer-Dramaturgie passt. Besonders gelungen sind die Kämpfe gegen menschliche Gegner: Indiana kann improvisieren, etwa mit einem Schilddeckel blocken oder eine Lampe vom Tisch schlagen. Es fühlt sich organisch und erzählerisch motiviert an, nicht mechanisch überfrachtet. Großes Lob verdient auch das Rätseldesign. Die Puzzles sind thematisch glaubwürdig eingebettet, variieren stark in Komplexität und bauen auf Beobachtung, Notizen im Tagebuch und Umgebungsanalyse. Man fühlt sich wirklich wie ein Archäologe auf Spurensuche. Die Steuerung ist präzise, mit durchdachter Interaktion – etwa bei Klettereinlagen, Seilpendeln oder Balancierpassagen, bei denen das Gewicht von Indy und der Peitschenschwung physikalisch nachvollziehbar wirken. Die DualSense-Integration verstärkt dieses Gefühl auf PS5 deutlich: Man spürt das Knarzen einer alten Steinplatte oder den Ruck, wenn sich ein Seil spannt. Auch Tempo und Dramaturgie sind ein Pluspunkt. Das Spiel erlaubt ruhige Entdeckungspassagen, aber baut regelmäßig Spannungsbögen auf – etwa bei plötzlichen Fluchtsequenzen, bei denen man durch einstürzende Tempel rennt oder eine Lore durch ein Minensystem steuert. Diese Sequenzen erinnern stark an Uncharted, besitzen aber ihren ganz eigenen Charakter – geerdeter, rauer, etwas weniger überstilisiert.
GrafikGrafisch ist Indiana Jones and the Great Circle ein echtes Highlight – insbesondere auf der PlayStation 5, wo das Spiel in nativer 4K-Auflösung bei stabilen 60 FPS läuft. Die Umgebungen sind mit einer solchen Detailtiefe modelliert, dass man sich stellenweise wie in einem Hollywood-Filmset fühlt. Von moosbedeckten Tempelruinen bis zu verstaubten Universitätsarchiven – jeder Ort ist atmosphärisch dicht inszeniert. Besonders auffällig ist die Lichtstimmung: Lichtstrahlen, die durch antike Fenster fallen, flackernde Fackeln in Katakomben, spiegelnde Wasseroberflächen – das Spiel nutzt moderne Beleuchtungstechniken (inklusive Raytracing) mit beeindruckender Wirkung. Die Charaktermodelle sind detailliert animiert, insbesondere Gesichtsausdrücke während Dialogen wirken realistisch und glaubwürdig. Indiana selbst zeigt Mimik, die auf sein Alter, seine Emotionen und seine physische Anstrengung abgestimmt ist. Kleidung reagiert auf Umgebungseinflüsse, Schweiß, Regen und Staub setzen sich sichtbar auf Haut und Stoffe – ein Detailgrad, der selten erreicht wird. Auch kleine Effekte wie herabfallender Staub bei Erschütterungen oder sich lösende Mosaiksteine bei Rätseln sorgen für eine cineastische Tiefe, die man von einem Lucasfilm-Produkt erwartet. Das Sounddesign steht dem in nichts nach. Die Musik – inspiriert von John Williams – schwillt passend zu den Szenen an, bleibt jedoch dezent genug, um nicht aufdringlich zu wirken. Der Klang alter Maschinen, das Quietschen uralter Türen oder das Echo in Höhlenräumen tragen massiv zur Atmosphäre bei. Auch die Vertonung ist hochwertig, sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Version, die mit erfahrenen Synchronsprechern überzeugen kann.
Fazit
Indiana Jones and the Great Circle ist mehr als nur eine Hommage an das Kino – es ist ein modernes, liebevoll gestaltetes Action-Adventure, das dem Mythos des peitschenschwingenden Archäologen gerecht wird. Auf der PlayStation 5 entfaltet das Spiel sein volles Potenzial: packendes Gameplay, kluge Rätsel, dichte Atmosphäre und eine Grafik, die sich vor keinem Genre-Kollegen verstecken muss. Es vereint Abenteuerlust, Mystery, Geschichte und Spannung in einem Gesamtpaket, das über die gesamte Spielzeit hinweg motiviert und unterhält. Zwar gibt es kleinere Schwächen – etwa gelegentlich etwas starre NPC-Animationen oder vereinzelte Kameraunschärfen in engen Räumen – doch im Gesamtbild sind das minimale Abzüge. Indiana Jones and the Great Circle zeigt, dass klassische Abenteuer auch 2025 noch relevant und aufregend sein können, wenn sie mit der richtigen Mischung aus Respekt vor der Vorlage und modernen Designprinzipien umgesetzt werden.
Wertung: 9,0 / 10