Mit Sniper Elite: Resistance kehrt Rebellion zurück zu seinen Wurzeln und verpasst der bekannten Taktik-Shooter-Reihe ein neues Setting, das sich durch emotionale Dichte, düstere Atmosphäre und intensives Gameplay auszeichnet. Das Spiel versteht sich nicht als direkter Nachfolger von Sniper Elite 5, sondern als erzählerisch eigenständiger Ableger, der sich auf den Widerstand in besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkriegs konzentriert – und dabei neue Wege geht. Anstelle des amerikanischen Scharfschützen Karl Fairburne schlüpfen wir diesmal in die Rolle der französischen Widerstandskämpferin Camille Denois. Als ausgebildete Scharfschützin und ehemalige Journalistin führt sie eine Zelle des Maquis in Nordfrankreich an. Die Handlung dreht sich um Sabotage, Attentate und das Überleben im Schatten der deutschen Besatzung. Das Spiel legt großen Wert auf Authentizität und vermittelt eindrucksvoll, wie gefährlich und gleichzeitig notwendig der stille Kampf aus dem Untergrund war.
Inhalt
Inhaltlich bietet Sniper Elite: Resistance eine rund 15–20 Stunden umfassende Kampagne mit offenen Missionsgebieten, die stark auf Freiheit und verschiedene Herangehensweisen setzen. Jede Mission lässt sich auf unterschiedliche Art lösen – von lautloser Infiltration über gezielte Schüsse aus der Distanz bis hin zu explosiver Sabotage. Die Areale reichen von nebligen Waldstücken über verlassene Dörfer bis hin zu städtischen Umgebungen mit mehreren Ebenen. Nebenmissionen wie Befreiungsaktionen, Zerstörung von Munitionsdepots oder das Sammeln geheimer Dokumente sorgen für zusätzliche Tiefe. Besonders hervorzuheben ist die Dynamik des Widerstandssystems: Entscheidungen in früheren Missionen beeinflussen spätere Einsätze. Wer einen Kommandanten am Leben lässt, könnte ihn später als Feind wiedersehen – oder sich durch gesammelte Informationen einen Vorteil verschaffen. Auch neue Verbündete, die man rettet, können fortan Unterstützung leisten oder Spezialfähigkeiten freischalten. Multiplayer-Fans kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Ein überarbeiteter Koop-Modus erlaubt gemeinsames Vorgehen in ausgewählten Story-Missionen. Der beliebte PvP-Modus wurde modernisiert, mit neuen Karten, Tarnmechaniken und kompetitiven Sniper-Duellen, die auf Präzision und Nervenstärke setzen.
Gameplay
Spielmechanisch bleibt sich Sniper Elite: Resistance treu – aber mit einigen frischen Akzenten. Die Ballistik ist wieder tiefenscharf und realistisch, das Herzstück bleibt das Sniping mit seinen komplexen Einflussfaktoren wie Windrichtung, Herzfrequenz, Entfernung und Munitionsart. Neu ist, dass man nun auch improvisierte Waffen und Sprengsätze aus dem Widerstandsumfeld nutzen kann – etwa selbstgebaute Schalldämpfer, Minen, getarnte Fallen oder ablenkende Geräuschquellen. Das Movement wurde verbessert, Camille kann sich schneller und geschmeidiger durch enge Gassen oder hohe Gebäude bewegen. Das Stealth-System wurde ebenfalls überarbeitet: Lichtquellen, Sichtlinien und Geräusche spielen nun eine größere Rolle, was sich direkt auf die Taktik auswirkt. Auch das Verhalten der Gegner wurde verbessert – sie suchen aktiver, arbeiten im Team, kommunizieren über Funk und passen ihre Patrouillen dynamisch an. Ein Highlight bleibt die ikonische Kill-Cam. Auch 2025 begeistert sie mit gestochen scharfen Röntgen-Ansichten von Kugeln, die Knochen, Organe und Waffenmechanik durchdringen. Besonders in Slow-Motion-Momenten ist das spektakulär, bleibt aber wählbar – wer möchte, kann die Kill-Cam reduzieren oder ganz deaktivieren. Die KI ist anspruchsvoll, bleibt aber fair. Wer entdeckt wird, muss sich schnell neue Wege suchen oder in dichten Feuergefechten mit improvisierter Deckung bestehen. Gleichzeitig belohnt das Spiel strategisches Vorgehen mit Extra-Erfahrung, Boni und freischaltbaren Extras.
Grafik
Visuell bewegt sich Sniper Elite: Resistance auf hohem Niveau, auch wenn es nicht ganz die grafische Opulenz eines AAA-Blockbusters wie Spider-Man 2 erreicht. Die Umgebungen sind atmosphärisch dicht und voller Details: Nebelschwaden ziehen durch Wälder, zerstörte Gebäude erzählen eigene Geschichten, und Lichtstimmungen – etwa beim Sonnenaufgang über einem besetzten Schloss – erzeugen echte Gänsehautmomente. Besonderes Augenmerk wurde auf Animationen und Charaktermodelle gelegt: Camille wirkt glaubhaft, mit flüssigen Bewegungen und natürlicher Mimik. Auch die Gegner unterscheiden sich nun stärker visuell – von Uniformtypen über Gesichtszüge bis zu Verhalten. Die Zerstörungseffekte, Explosionen und Partikelanimationen fügen sich stimmig ins Bild, ebenso wie die Soundkulisse. Die Performance auf PS5, Xbox Series X/S und PC ist sehr stabil – wahlweise in 4K bei 60 FPS oder mit Raytracing-Option für detailliertere Schatten- und Lichtberechnungen. Selbst die Switch-Version läuft erstaunlich gut, wenn auch mit reduzierten Texturen und eingeschränkter Weitsicht – dennoch bleibt sie technisch sauber und spielbar. Akustisch überzeugt das Spiel mit einem sehr klaren Sounddesign: Jeder entfernte Schuss hallt realistisch durch das Gelände, Schritte auf verschiedenen Untergründen sind gut unterscheidbar, und die dynamische Musikuntermalung zieht während brenzliger Situationen spürbar an. Die deutsche Synchronisation ist solide, die englische Originalvertonung sogar noch etwas besser, mit starken Sprecherleistungen und atmosphärischer Tiefe.
Fazit
Sniper Elite: Resistance ist ein mutiger, erzählerisch reifer Ableger der Reihe, der den Fokus auf Widerstand und leisen Guerillakampf mit modernen Gameplay-Mechaniken verbindet. Das Spiel überzeugt durch taktische Tiefe, glaubwürdiges Leveldesign und einen emotional geerdeten Storyansatz, der den Krieg aus der Sicht derer zeigt, die ohne Uniform für Freiheit kämpften. Wer sich auf die ruhigere, aber intensivere Herangehensweise einlässt, wird mit einem atmosphärisch starken und spielerisch abwechslungsreichen Erlebnis belohnt. Für Fans der Reihe ist es eine echte Weiterentwicklung, für Neueinsteiger ein starker Einstiegspunkt – besonders wegen der zugänglichen, aber fordernden Spielstruktur.
Wertung: 8,8 / 10